Rückblick zum 40. Advents-Gemeinde-Nachmittag
aus: "Kasseler SONNTAGSBLATT" vom 02.12.2007
Liebe zur Musik verbindet
Der Posaunenchor Hochstadt feiert am 1. Advent rüstig seinen 40. Geburtstag
Foto: privat
Schon von Kind an lag dem Pfarrerssohn die Musik im Blut. Mit fünf Jahren lernte er in seiner Heimatstadt Gersfeld in der Rhön Klavier spielen. Mit sieben Jahren kam Geigenunterricht hinzu. „Aber ich wollte schon immer, wie meine älteren Brüder, ein Blasinstrument lernen", erinnert er sich.
Doch seine Eltern bestanden weiter auf Klavier und Geige und so übte Hermann Langheinrich heimlich auf dem Tenorhorn. Mit neun Jahren konnte er sein Können beim Weihnachtsgottesdienst unter Beweis stellen. Von da an galt seine ganze Liebe den gold-glänzenden Instrumenten.
Mit 16 Jahren trat er in die Fußstapfen seiner Mutter und übernahm die Posaunenchorleitung in Gersfeld. Eine Leidenschaft, die ihn nicht mehr losließ. Auch während des Theologiestudiums in Marburg leitete er verschiedene Chöre. „Und ich wusste genau, wenn ich Gemeindepfarrer bin, dann gibt es dort auch ganz bald einen Chor", sagt Langheinrich.Trotz seiner 69 Jahre sprüht der Pfarrer im Ruhestand auch heute noch vor Energie und begeistert nach wie vor die Jugend mit seiner Musik.
„Immer mehr junge Leute wollten damals nicht nur das klassische Blech sondern auch Saxophon oder Klarinette. Das brachte natürlich auch das Einüben von anderer Musik. So gehört seit den siebziger Jahren neben klassischer Posaunenmusik vom Choral auch Blas- und Unterhaltungsmusik zum Programm. Neben Märschen und Potpourris werden Musicals, Oper- und Operettenmusik „posaunenpassend" aufgearbeitet.
„Wir müssen Musik anbieten, die auch für junge Menschen interessant ist", weiß Langheinrich. „Der Posaunenchor ist die nachhaltigste Jugendarbeit, die eine Gemeinde anbieten kann", sagt er überzeugt. Und die Mitgliederzahlen geben ihm Recht. Fünf von den Gründern sind auch heute noch im Chor aktiv. Viele Bläser sind über zwanzig Jahre dabei.
Auch Ingo Kaiser feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Posaunenchor-Jubiläum. Mit 13 Jahren kam der Hochstädter, der vorher Klavier gelernt hatte, zum Chor. „Da waren meine Freunde und neben der Musik haben wir noch ganz viele andere tolle Sachen gemacht", erzählt Kaiser und erinnert sich gern an die Bläserfreizeiten und die Nachwuchslehrgänge in Biebergemünd. Neben der Musik stehe das Gemeinschaftserlebnis im Mittelpunkt. Sich auf einen Auftritt gemeinsam vorzubereiten, dann auf der Bühne zu stehen und anderen eine Freude zu bereiten, das sei schon ein tolles Gefühl, meint der 38-Jährige.
Besonders in der Adventszeit tragen die warmen und festlichen Klänge zur feierlichen Stimmung bei. Auf dem Hochstädter Weihnachtsmarkt werden die Posaunen am zweiten Advent in der geschmückten Hauptstraße zwischen vielen Fachwerkhäusern wieder erklingen. „Weihnachten ist schöne Hochkonjunktur", sagt Kaiser. Es ist selbstverständlich, dass man an den Festtagen im Gottesdienst bläst. Er findet es gut, dass über die Posaunenarbeit so viele junge Leute in den Gottesdienst kommen.
Die Auftritte der Bläser, deren Altersspanne von neun bis 85 Jahre reicht und drei Generationen umfasst, sind vielfältig. Sie spielen auf Geburtstagen, Straßenfesten, Kerbveranstaltungen und Vereinsjubiläen. Mal als großes Blasorchester, mal in kleiner Besetzung. Jeden Sonntag steigt eine kleine Gruppe von Bläsern auf den Kirchturm. Musikalisch werden dann die Hochstädter Bürger begrüßt. Eine Tradition, die 1972 begann und ohne Unterbrechung bis heute fortgeführt wird. Neben dem sonntäglichen Blasen wird auch Heilig Abend und Silvester in luftiger Höhe gespielt. „Das ist ein schöner Brauch", sagt Kaiser. Vom Turm aus könne an bis nach Frankfurt blicken und in der Silvesternacht das Feuerwerk sehen. „Zwischendurch gibt's natürlich auch mal ein Sekt", lächelt er.
Aber nicht nur Auftritte, Proben und Musik-Lehrgänge prägten die Geschichte des Posaunenchores. Verschiedene Ferienfreizeiten hinterließen nachhaltige Eindrücke.
„Wir hatten in der ehemaligen DDR eine Partnergemeinde, die wir 1969 das erste Mal besucht haben", berichtet Langheinrich. Normalerweise war der Grenzübertritt mit den Instrumenten kein Problem. Beim fünften Besuch stoppten die Beamten jedoch den Bus. „Wir sollten die Instrumente an der Grenze lassen und sie auf dem Rückweg wieder abholen", berichtet Langheinrich. Aber die „Wessis" misstrauten den Uniformierten der DDR und fuhren zurück zum westdeutschen Zoll. „Dort haben wir dann alles ausgeladen und nur unsere Mundstücke mitgenommen." Von einer Musikschule in der Nähe der Partnergemeinde lieh sich der Chor dann Ersatzinstrumente und das „Lobe den Herren" klang wie gewohnt durch den Ort. Das gemeinsame Musizieren sorgte für eine ganz eigene Art der „Völkerverständigung". Sogar eine Ost-West-Liebesbeziehung nahm dort ihren Anfang. „Und mit Happy End bis heute", betont Langheinrich. Denn nach der Wende haben der Junge aus dem Posaunenchor und das Mädchen aus dem Osten geheiratet." Aus dem Posaunenchor gingen über die Jahre so einige Ehen und Beziehungen hervor. „Trotzdem sind wir keine Partnervermittlung", meint Langheinrich lachend. Das gemeinsame Spielen schweiße einfach zusammen.
Aber nicht nur unter der warmen Sonne des Südens ließen die Musikfans die Töne erklingen, auch bei den Skifreizeiten gab es vor dem Hotel Ständchen im Schnee. Und ganz nebenbei brachte Pfarrer Langheinrich seinen Schützlingen noch kurzerhand das Skifahren bei.
chon 1972 sorgte er dafür, dass der Posaunenchor ohne Zuschüsse der Gemeinde auskam. „Wir haben alles durch Spenden und unserer Auftritte finanziert", sagt er stolz. Dass der Chor und seine Instrumente dem Pfarrer immer ganz besonders am Herzen lagen, zeigt eine Geschichte, die sich die Mitglieder gerne immer wieder erzählen. Als einer seiner Söhne, die beide im Chor mitspielten, einmal hingefallen sei, habe Langheinrich erst nach dem Instrument geschaut, ob da auch ja nichts kaputt gegangen ist, plaudert Ingo Kaiser aus dem Nähkästchen.
Der große Einsatz des Pfarrers zahlte sich aus durch steigende Mitgliederzahlen und Auftritte. Auch im Jubiläumsjahr 2007 standen schon große Ereignisse an. So richtete der Chor gemeinsam mit dem ortsansässigen Karnevalsverein die Kerb (Kirmes) aus. Rund ein Jahr dauerte die Vorbereitung für das viertägige Volksfest. Zum Kerbgottesdienst erschien selbst Bischof Hein. „Das war eine ganz besondere Freude", sagt Langheinrich.
„Den kenne ich schon von klein an", sagt Langheinrich, der während seiner Studienzeit im Posaunenchor in Cölbe mitspielte, in dem Reinhard Heubner als Neunjähriger gerade die ersten Töne lernte. Nun war es dort üblich, dass die Anfänger die Tuba putzen mussten, erinnert sich Langheinrich. So traf es den Bläseranfänger Reinhard Heubner. Sidol sollte er zum Putzen mitbringen. Der hatte aber „Zitrone" verstanden. So stand der junge Knabe vor der großen Tuba mit einer Zitrone. „Ich musste furchtbar lachen", erinnert sich Langheinrich und das Putzen fiel diesmal aus. Aber die Bläserfreundschaft blieb über Jahrzehnte, getragen durch die Liebe zur Blasmusik.
Wer mitfeiern möchte, ist herzlich eingeladen zur Adventsgeburtstagsfeier des Posauenchors am
1. Advent um 15 Uhr im Bürgerhaus der Gemeinde Hochstadt.
aus: Maintal Tagesanzeiger vom 06.12.2007
Nicht nur zur Weihnachtszeit...
Der Posaunenchor der evangelischen Kirchengemeinde Hochstadt feiert seinen 40. Geburtstag
Der Nachwuchs des Posaunenchores singt und spielt „Kinderweihnacht".
Bilanz zum runden Geburtstag:
Der Dirigent und ehemalige Pfarrer Hermann Langheinrich, der den Posaunenchor mitgegründet hatte, zog anschließend ein Resümee der vergangenen 40 Jahre des Posaunenchores und ließ die Anwesenden seine ansteckende Begeisterung für die Blasmusik spüren. Dank des großartigen Engagements kann sich der Evangelische Posaunenchor Hochstadt nicht über Nachwuchsprobleme beklagen. Immerhin zählt die Gruppe heute rund 120 Mitglieder, und von den acht Gründungsmitgliedern sind noch fünf aktiv dabei. So wurden an diesem Tag auch neue Mitglieder vorgestellt, wie zum Beispiel Luis und Leon, die zweistimmig „Der Mond ist aufgegangen“ spielten oder die elfjährige Franziska, die auswendig „Hänschen klein“ anstimmte. Die zahlreichen Grußworte, die überbracht wurden, ließen dann auch die Bedeutung des Posaunenchores erahnen. Es sprachen unter anderem Landrat Erich Pipa, der einen Scheck für die Jugendarbeit mitbrachte, Bürgermeister Erhard Rohrbach, der zur Erfolgsgeschichte des Orchesters gratulierte, Probst Pauli, der die Glückwünsche der Kirche ausrichtete, für Dekanin Claudia Brinkmann-Weiß überbrachte die stellvertretende Dekanin und Pfarrerin in Dörnigheim, Ines Fetzer, Grüße, Kreisobmann Aljet Harberts übergab Hermann Langheinrich eine Urkunde und ein Präsent - den Zuschuss für den Posaunenchor gab es bereits Anfangs des Sommers. Bevor es in die Pause ging, sangen und spielten die Nachwuchsbläser die „Kinderweihnacht“, ein Medley mit schönen Weihnachtsliedern wie „Alle Jahre wieder“, „Ihr Kinderlein kommet“ oder „Morgen Kinder wird's was geben“. Nach der Pause spielte der Posaunenchor zahlreiche Lieder wie „Maria durch ein Dornwald ging“, die schönsten Melodien aus Verdis Werken, „Ein Stern, der deinen Namen trägt“ und „A Happy Winter Holiday“. Zwischen den Liedern wurden die Ehrungen verdienter Mitglieder des Evangelischen Posaunenchores Hochstadt vorgenommen. Zum Abschluss spielte der Posaunenchor „O du fröhliche", und die An- wesenden sangen dazu. Passend zur Jahreszeit konnten die Besucher des Advents-Gemeinde-Nachmittages die Weihnachts-CD des Evangelischen Posaunenchores Hochstadt am Ausgang als Erinnerung an den ereignisreichen Tag erwerben.
Kreisobmann Aljet Haberts übergab Hermann Langheinrich eine Urkunde und ein Präsent
Fotos: Irimie